Wie halbiert man eine Kastanie?

An der Ecke Gronauer Waldweg / Birkenbusch steht eine mächtige, rot-blühende Kastanie. Offenbar war dieser Tage ein großer Ast abgebrochen – daraufhin rückte ein Trupp städtischer Baumpfleger an. Die Kastanie hatte im Grunde aus zwei Stämmen bestanden, an jenem mit dem abgebrochenen Ast zeigte sich allerdings nach unseren Informationen eine Stammfäule. Das Ergebnis: Jetzt haben wir noch eine halbe Kastanie auf der Ecke stehen. Immerhin. Hoffentlich kann die bleiben, um Schatten und frische Luft zu spenden – etwas, was wir dringend gegen die klimaerwärmte Stadt-Hitze brauchen.

Foto: Till Erdmenger

Photovoltaik und Denkmalschutz

Vor dem Hintergrund einer dramatischen Klimakrise und exorbitanter Energiekosten ist es nur folgerichtig, wenn das Thema nachhaltiger Energiegewinnung auch in den Bereich des Denkmalschutzes hineingetragen wird. Bisher lautet die Aussage der städtischen Denkmalbehörde, dass für einzelne Baudenkmäler genauso wie für den Denkmalbereich in unserer Gartensiedlung eine Nutzung von Solarpanels auf dem Hausdach ausgeschlossen sei. Dies ist aus denkmalpflegerischer Sicht vollkommen richtig und nachvollziehbar, verursacht aber das Dilemma, dass viele Eigentümer zumindest in naher Zukunft die Wärmepumpe und das Elektroauto nicht mit eigenem Solarstrom betreiben können. Allenfalls eine Nutzung von Garagendächern sei dafür unter bestimmten Auflagen denkbar.

Mögliche Lösungen gibt es aber. So sind bereits die ersten Dachziegel auf dem Markt, die Solarzellen integriert haben. Mit diesen liesse sich das Dach komplett ohne zusätzliche Panels eindecken und dennoch Strom gewinnen. Eine Variante, die wir auch beim letzten Treffen des Freundeskreises ansprachen, sind gemeinschaftliche Solarparks abseits der denkmalgeschützten Bezirke. Eine solche genossenschaftliche Energieerzeugung bietet z.B. die Bürgerenergie Bergisch Gladbach an, die sich derzeit in der Gründung befindet. Der Vorteil: Man hat eine größere Freiheit bei der Höhe der Investition und sorgt dennoch für Nachhaltigkeit. Darüber hinaus sehen wir auch bereits Veränderungen in den denkmalrelevanten Gesetzen: So hat das Bundesland Rheinland-Pfalz bereits das Baurecht derart geändert, dass dort die Nutzung von Solarenergie im Denkmal möglich ist. Vielleicht arbeitet die Zeit also für uns (sofern man sein historisches Gartensiedlungshäuschen tatsächlich mit Panels zupflastern möchte). Schließlich gibt es seit geraumer Zeit auch eine sehr profane Lösung: Man kann sich einen nachhaltig produzierenden Stromlieferanten suchen und Ökostrom beziehen.

Weitere Infos findet man auch auf den Seiten des LVR.

Warum?

Es fällt manchmal schwer, die Balance zu halten zwischen Laissez-faire und erhobenem Zeigefinger. Natürlich fungiert der Freundeskreis nicht als Blockwart – wohl aber als Gruppe von Anwohnern, denen ihr Viertel nicht egal ist. Umso mehr schmerzt es, wenn grundlos Bäume in der Gartensiedlung abgesägt werden. Anders als bei Fällungen, die unter Sicherheitsbedenken angeordnet werden, ist dieser Tage an der Richard-Zanders-Straße eine junge, gesunde Eiche abgesägt worden und verschwunden. Ob es einen Zusammenhang zur Tradition des Maibaums gibt, ist uns nicht bekannt. Wohl aber, dass es ein Baum war, um den sich der Freundeskreis gekümmert hat. Noch im Spätherbst waren die unermüdlichen Helfer und Unterstützer des Freundeskreises unterwegs, um diesen Baum zu beschneiden und zu bewässern. Wie schade! Und wie unnötig! Es bedeutet nicht nur einen finanziellen und ästhetischen Schaden, sondern auch einen ökologischen Verlust, wenn Bäume aus der Stadt verschwinden. Der Freundeskreis hat bereits Kontakt zu Stadtgrün aufgenommen, um zu klären, ob an Ort und Stelle ein Baum nachgepflanzt werden kann.

Maßnahmen zum Erhalt der Gartensiedlung

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Stadt Bergisch Gladbach eine Pressemitteilung zur Gartensiedlung Gronauer Wald. Anlass war ein Treffen des Freundeskreises mit Vertretern der Stadt im vergangenen Herbst. In der Pressemitteilung stellt die Stadt einmal mehr die besondere historische Bedeutung der Siedlung heraus und nennt verschiedene Instrumente, die dem Erhalt des Charakters der Siedlung dienen sollen.

Wir möchten an dieser Stelle ein paar Informationen ergänzen. Der Freundeskreis der Gartensiedlung Gronauer Wald bemüht sich bereits seit seiner Gründung 2008 in vielfältiger Weise um den Erhalt des Siedlungscharakters. Zahlreiche Anwohner und Freunde leisten in ehrenamtlicher Arbeit Unglaubliches, um die Nachbarn, die Stadt Bergisch Gladbach und Interessierte auch überregional zu informieren. Dies hat die Stadt freundlicherweise mit der Verleihung des Heimatpreises 2021 honoriert. Zu den Initiativen des Freundeskreises zählen zum Beispiel Info-Veranstaltungen, Führungen durch die Siedlung, in alle Haushalte verteilte Flyer, eine stets aktuelle Webseite, wiederholte Straßenfeste, mehrfache Baumpflanzaktionen, die Errichtung eines Rundwegs und die Veröffentlichung eines Buchs über die Siedlung.

Die vorhandenen Maßnahmen zum Schutz der Siedlung gingen ebenfalls auf Initiativen des Freundeskreises zurück. Beginnend mit der Erstellung eines Gutachtens durch das Architekturbüro Werling und der daraus resultierenden Gestaltungsfibel über die Denkmalbereichssatzung 2011 hin zur Wiedereinführung einer Baumschutzsatzung und einer Erhaltungssatzung 2014 arbeitete der Freundeskreis in der Vergangenheit bereits erfolgreich gemeinsam mit der Stadt an geeigneten Regelungen. Diese Zusammenarbeit möchte der Freundeskreis auch in Zukunft beibehalten und ausbauen.

Wohin fehlende baurechtliche Ausgestaltung führen kann, sieht man derzeit in Refrath. Dort sind Baukörper entstanden, die die maximalen Grundstücksmaße ausschöpfen, um Mehrparteienhäuser inmitten von Einfamilienhaussiedlungen zu errichten.

Anhand verschiedener Beispiele können jedoch auch im Bereich der Gartensiedlung bauliche und gestalterische Entwicklungen belegt werden, die dem Erhalt des Siedlungscharakters entgegenstehen. Zudem schützen die bisherigen Maßnahmen jeweils nur kleine Bereiche oder einzelne Bauwerke – für den größten Teil der Gartensiedlung gilt übliches Baurecht. Vor dem Hintergrund knappen Wohnraums, dem Druck zur Nachverdichtung und den Entwicklungen auf dem ehemaligen Zandersgelände wächst die Sorge, dass die Gestalt der ersten deutschen Gartenstadt, der Gartensiedlung Gronauer Wald – gegründet 1897, ihre ursprüngliche Form verliert. Bei allem Respekt für die zahlreichen Zukunftsprojekte in der Stadt sind weitere Maßnahmen hier vor Ort unabdingbar – so wie sie seit der Gründungszeit der Siedlung und bis zum Verkauf der Firma Zanders an International Paper 1989 auch detailliert bestanden:

  1. Verbindliche Regelungen für Bauvolumen, Verhältnis der bebauten Fläche zum Grundstück, Dachformen, straßenweises Höhenprofil
  2. Bebauungsplan in Textbausteinform, der ggf. durch ein externes Stadtplanungsbüro erstellt werden kann
  3. spezielle Gestaltungsvorgaben auch für Teilbereiche der Siedlung
  4. Regelungen für Stellplätze
  5. Einfriedungen mit Hecken und Zäunen
  6. Verbindliche Regelungen für Vorgärten (Stichwort: Schottergärten)

Anders, als man es aus der Pressemitteilung der Stadt herauslesen kann, ist der Freundeskreis überzeugt, diese zusätzlichen Maßnahmen nicht erst angehen zu müssen, wenn bereits Tatsachen geschaffen worden sind, sondern vorsorglich und zeitnah umzusetzen. Einen Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans für die Gartensiedlung hat der Stadtrat immerhin bereits 2009 gefasst.

Baumpflanzaktion: 22 neue Bäume für die Siedlung

Nach dem riesigen Erfolg unserer Baumpflanzaktion vor gut 2 Jahren, bei der insgesamt 69 neue Bäume in der Gartensiedlung gepflanzt wurden, gab es auch jetzt wieder eine solche Aktion – diesmal in etwas kleinerem Rahmen. Der organisatorische Aufwand war Ende 2020 doch erheblich, deshalb war die Aktion in diesem Jahr bewußt etwas bescheidener bemessen worden. Freundlicherweise half uns diesmal Frau Fröhlingsdorf bei der Aufnahme der Bestellungen und dem Kontakt zu den pflanzwütigen Nachbarn. Am vergangenen Freitag, dem 24.03.2023 wurden schließlich 22 junge Bäume an den Platz an der Eiche geliefert und abgeladen. Mit einem großen Traktor konnten die größtenteils schweren Wurzelballen rückenschonend an die Grundstücke ausgeliefert werden, wo die neuen Eigentümer die Bäume überwiegend in Eigenregie einpflanzten. Teilweise half aber auch ein Freiwilligen-Corps, bestehend aus Thomas Klostermann, den „Bergischen Obstwiesenrettern“ Gabi Lieberoth und Michael Müller, Johanna Selle, Klaus Klein sowie 2 Buftis dabei, den optimalen Standort zu bestimmen, die Löcher zu graben, Dünger einzubringen, die Bäume lotrecht einzubuddeln und schließlich anzubinden. Wir danken allen Anwohnern, die dafür gesorgt haben, dass unsere Siedlung grün und voller Natur bleibt – aber auch allen Beteiligten, die zum Gelingen der Baumpflanzaktion beigetragen haben! An der Straße Unter den Buchen, wo grade erst 2 alte Bäume hatten weichen müssen, wurden nicht nur 2 Buchen, sondern zusätzlich eine Eiche (nach)gepflanzt. Auch an der Richard-Zanders-Str. gab es eine obligatorische Nachpflanzung.

Alle Fotos © Till Erdmenger (sofern nicht anders gekennzeichnet). Gerne dürfen Sie die Fotos für den privaten Gebrauch speichern, für eine gewerbliche Nutzung benötigen Sie jedoch eine schriftliche Lizenz des Urhebers.

Nach 66 Jahren schließt der Salon Ingrid

Als Ingrid Wilhelm das 60-jährige Jubiläum ihres Frisiersalons feierte, kam sogar der Kölner Stadtanzeiger. Aus dem Artikel wissen wir, dass Frau Wilhelm bereits mit 13 Jahren in die Lehre ging und 1957 – im Alter von nur 21 Jahren – als jüngste Absolventin ihre Meisterprüfung im Friseurhandwerk ablegte. Seitdem war der „Salon Ingrid“ am Birkenbusch eine Institution in der Gartensiedlung – dort wurden nicht nur Haare geschnitten, gewickelt und getönt, sondern auch viele Geschichten und Schicksale erzählt. „Wir Friseure haben viel mehr Zeit für unsere Kunden als Ärzte für ihre Patienten“, wird Fr. Wilhelm im KStA zitiert. Generationen von Damen und Herren ließen sich hier beraten und die Haare schön machen, zeitweise arbeiteten bis zu 10 Mitarbeiterinnen im Salon. Aber viele ehemalige Kundinnen leben nicht mehr, die Arbeit wurde weniger. Dann kamen die Pandemie-Lockdowns und bedingt durch den Krieg in der Ukraine Energiekrise und Inflation. Und auch an Frau Wilhelm ging die Zeit nicht spurlos vorüber, sie ist inzwischen weit über 80. Nun schließt sie Ende März ihren „Salon Ingrid“ am Birkenbusch – nach 66 Jahren. Wir wünschen ihr alles Gute, Gesundheit und neue Aufgaben für die Zukunft!

Rückschau: So schneidet man Obstbäume

Foto: Thomas Klostermann

Bei bestem Wetter fand am Samstag unser aktueller Workshop zum Obstbaum-Schnitt statt. Trotz der guten Wochenend-Witterung und viel Reklame fanden sich lediglich eine handvoll Interessierter zusammen – wovon die Intensität des Workshops natürlich profitierte. An dieser Stelle deshalb nochmals unsere dringende Empfehlung: Nutzen Sie die nächste Gelegenheit, eines unserer kostenlosen Seminare zum fachmännischen Schnitt von Obstbäumen zu besuchen! Ohne die notwendige Pflege und Zuwendung in Form von Erziehung- und Pflegeschnitt werden Sie wenig Freude an Ihren Obstbäumen haben und sich über einen schlechten Ertrag ärgern. Über weitere Termine informieren wir Sie hier und – wenn möglich – über unseren Infobrief, den wir unregelmäßig in alle Haushalte verteilen.